Ostereier aus Prekmurje

Der österliche Festkreis, der nach dem Aschermittwoch mit einer Fastenzeit beginnt, wird in Goričko von alten Sitten und Bräuchen begleitet. Die Karwoche, die letzte Woche vor Ostersonntag, endet mit Brüchen wie Lagerfeuer zünden, lautem Knallen und Ostereier-Herstellung. Die Ostereier werden in Prekmurje remenke genannt und sind neben getrocknetem Fleisch, Meerrettich und Weißbrot ein Teil der traditionellen Speisen, die zu Speisesegnung am Karsamstag gebracht werden. Für gewöhnlich wurden die Ostereier von den Paten an ihre Patenkinder geschenkt. Der Brauch hat sich bis heute erhalten und die Herstellung von Ostereiern in alten Techniken ist noch immer präsent. 
Derzeit aktive Hersteller sind:
Eva Tivadar aus Kamovci 6a, 9223 Dobrovnik. Kontakt: evativadar@gmail.comM: 041 693 400, FB: https://www.facebook.com/eva.tivadar.3 und
Bernardka und Milan Merklin aus Motovilci 3, 9264 Grad. Kontakt: milan.merklin@gmail.com , M: +386 31 628 192


Ostereier in der Batik-Technik von Eva Tivadar und die geschnitzten Ostereier von Bernardka Merklin aus Motovilci

Die Herstellung von Ostereiern, das Färben und Verzieren auf alte Weise, wurde von einigen Herstellern dermaßen perfektioniert, dass die Ostereier in ihren Händen zu wahren Schätzen der Volkskunst werden. Diese werden nicht nur zu Ostern hergestellt, sondern treten auch in der Rolle eines, auf die Region Prekmurje bezogenen, Souvenirs auf. Die Herstellung der Ostereier von Prekmurje ist eine Handwerkstätigkeit, die auch in dem Register des lebendigen Kulturerbes Sloweniens eingetragen ist. Die Träger dieser Handwerkstätigkeit sind Elizabeta Urisk (1942 -2020) aus Dobrovnik/Dobronak und Eva Tivadar aus Kamovci/Kámaháza, die die Ostereier in der Batik-Technik herstellen und Herman Rajsar aus Grad und Bernardka und Milan Merklin aus Motovilci, die die Ostereier mit speziellen Farben einfärben und dann die Muster kratzen/schnitzen.

Alte Techniken und die Hersteller

Zu den alten Techniken des Ostereier-Färbens in Goričko zählen, das Färben der hartgekochten Eier mit Zwiebelschalen, dass eine rotbraune Farbe ergibt, Färben mit Krepppapier, in dem die Farbe von dem Papier auf die Eierschale übertragen wird und Farben mit Holz- oder Textilfarben. Die Ethnologen aus Regionalmuseum Murska Sobota haben auch färben mit dem Saft eingelegter roten Beete dokumentiert, wobei es sich um eine ungarische Technik handelt, die nach Šalovci in Goričko übertragen worden war. Für Goričko sind zwei alte Verzierungstechniken bekannt: das Kratzen/Schnitzen der Muster auf ein bereits gefärbtes Ei und die Batik-Technik, bei der die Eierschale mit geschmolzenem Bienenwachs dekoriertwird und erst dann gefärbt wird.

Das Kratzen /Scnitzen der Ostereier

Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Technik, bei der verschiedene Muster mit einem scharfen Messer auf eine bemalte Eierschale gekratzt werden. Wenn die verwendeten Eier vorher ausgeblasen werden, sind die Produkte jahrzehntelang haltbar. Eine Besonderheit in Goričko sind Ostereier, die mit synthetischen Holzfarben bemalt sind. Diese Färbemethode verleiht den Eiern einen charakteristischen Glanz, der mit anderen Techniken nicht erreicht werden kann. Die Technik soll sich zwischen den beiden Weltkriegen entwickelt und verbreitet haben. Als erster sollte diese Färbungsweise ein Tischler aus Domanjševci bereits vor dem Ersten Weltkrieg verwendet haben.
Das Färben der Ostereier mit Holzfarben
Synthetische Holzfarben befinden sich in Pulverform. Vor dem Färben wird der Farbpulver auf kleine Tücher geschüttet und in kleine Bündel gebunden. Die Bündel mit Farbe werden in Alkohol eingetaucht und auf gekochte Eier in vertikalen und horizontalen Streifen aufgetragen. Am Schluss werden breitere Streifen in einer dunkleren Farbe aufgetragen. Auf diese Weise entstehen bunte Eier, die zum Kratzen der Muster bereit sind.
Muster
Eine scharfe Klinge, die eine präzise Spur auf der Oberfläche des Eies hinterlässt, eignet sich am besten zum Kratzen. In der Vergangenheit wurden am häufigsten Blumenmotive aus der Natur verwendet. An beiden Enden befanden sich gewöhnlich Rosetten in Form von Blumen. Sie ergänzten sie mit Inschriften wie Namen und Inschriften wie Erinnerung an Ostern und Jahreszahlen. Ostereier mit diesen alten Aufschriften werden im Regionalmuseum in Murska Sobota aufbewahrt.

Herman Rajsar aus Grad
In der Familie Rajsar werden seit drei Generationen Ostereier hergestellt. Herman Rajsar aus dem Dorf Grad in Goričko hat das Handwerk und die Technik von Seinem Vater gelernt, der die Technik von einem Roma aus Tschechien aufgegriffen hat. Jahrzehnte lang hat Herman Rajsar Ostereier hergestellt und wurde Ostereierman genannt.  


Herman Rajsar im Schloss Grad, 2007  S. Dešnik

Mit den Jahren hat der Handwerker die alten Blumenmuster aufgegeben und neue Muster wie Tiermotive, Bauernarbeiten, das Schloss Grad und sogar Zeichentrickfilmfiguren verwendet. Er dekorierte hauptsächlich Hühnereier, aber auch einige Gänse-, Enten- und Straußeneier. Bekannt war er auch für seine "Sexy Ostereier". Seine Ostereier wurden mit dem Zertifikat Art&Craft Slovenija ausgezeichnet und in ganz Slowenien und Ausland verkauft. Das Färben hat seine Frau Cecilija übernommen. Die Ostereier wurden auch mit einer bunten Schleife dekoriert, die durch die Öffnungen an beiden Seiten durchgeführt wurde.
Herman Rajsar war auch ein gerngesehener Gast der größten Veranstaltung im Schloss Grad, dem Schlossbasar, wo er seine Handwerkskunst den Besuchern vorgeführt hat. Im Jahr 2012 erwarb er auch das Recht für die Verwendung des kollektiven Wahrenzeichens Naturpark Goričko. Herman stellt die Ostereier nicht mehr her. 

Bernardka und Milan Merklin aus Motovilci

Bernardka Merklin hat mit der Herstellung von Ostereiern in der Kratztechnik um das Jahr 1985 begonnen. Sie hat die Technik von ihrem Nachbarn Jože Rajsar gelernt, der auch die Ostereier herstellte und sie in der Umgebung verkaufte. Nachdem er aus Gesundheitsgründen die Herstellung aufgegeben hatte, gab er das Wissen an Bernardka weiter.

Heute stellt sie die Ostereier von Prekmurje in der Kratztechnik her, für die mehrfarbige Streifen, die durch dunkle schmale oder breitere Querstreifen unterbrochen werden, charakteristisch sind. Auf die schwarze Oberfläche werden dann Blumen- oder Pflanzenmotive (Ähren, Trauben) gekratzt. Sie stellt auch einfarbige Ostereier her und Ostereier mit einer dreifarbigen Basis in Schichten, bei denen beim Kratzen des Motives die Farben überlaufen. Für ihre Produkte erhielt sie das Zertifikat Handwerk Art&Craft Slovenien. Der Ehemann von Bernardka, Milan Merklin ist auch an der Herstellung der Ostereier beteiligt und kratzt die Rosetten auf die bunten Eier. Ihr Erkennungsmerkmal ist eine außerordentliche Präzision beim Kratzen der geometrischen Muster auf die einfarbigen Eier. Bernardka und Milan stellen ihre Produkte auf Osterausstellungen aus. Gelegentlich bereitet Bernardka Workshops für verschiedene Altersgruppen vor. Quelle: Mateja Huber (2014) Eintrag in dem Register des lebendigen Kulturerbes Sloweniens.

Zu bestaunen - Die Ostereier von Bernardka und Milan Merklin hier:https://www.youtube.com/watch?v=uuPxLhyqJ4k.


Die bunten Ostereier hergestellt von Bernardka Merklin  M. Merklin

Die Batik-Technik

Das Herstellen von Ostereiern in der Batik-Technik beginnt mit dem Auftragen von Mustern auf das Ei. Früher wurde das Bienenwachs auf hart gekochte Eier aufgetragen, heute werden die Eier meistens ausgeblasen, sodass die fertigen Produkte länger haltbar und so für Souvenirs geeignet sind. Das Muster wird mit einem Holzstab, in dem ein kleiner Trichter befestigt ist, auf das Ei aufgetragen. In der Vergangenheit wurden Gänsefedern, Holzstäbchen oder Tintenschreiber verwendet. Heute sind die speziellen Schreibstäbchen (Stäbchen mit Trichter) in Kreativgeschäften erhältlich.

Das Wachs schmilzt im Trichter, den man über eine kleine Flamme hält und hinterlässt dabei eine Wachsspur auf der Eierschale. Es folgt das Einfärben. Einst wurde die dunkle Farbe zu Hause aus der Erlenrinde und Kupfersulfat hergestellt. Die rote Farbe hat man mit Krepppapier erhalten. Jetzt werden Textilfarbstoffe verwendet. Um ein mehrfarbiges Osterei in Batik Technik herzustellen, muss der Färbungsprozess mehrmals wiederholt werden. Es muss aber mit der hellsten Farbe begonnen werden. Am Ende wird das Wachs entfernt. In Prekmurje wurden traditionell Ostereier in zwei oder drei Farben hergestellt, rot-schwarz, gelb-rot-schwarz, und später kamen weitere Farben wie Lila, Grün und Blau hinzu.


So entsteht ein Osterei in der Batik-Technik, hergestellt von Elizabeta Urisk im Jahr 2007  S. Dešnik

Die Muster auf den Ostereiern waren in der Vergangenheit einfach. Linien, Wellenlinien und Punkte in mehreren Feldern sind mit Rosetten vervollständigt worden, die raffinierter waren und oft mit einem Blumenmotiv. Es gibt heute so viele Muster wie es Hersteller gibt. Einige älteren Hersteller verwenden immer noch die alten Muster und ergänzen sie mit ihren eigenen Kreationen. Die Batik-Technik wird von Herstellern in der Nähe von Dobrovnik gepflegt. Mehr als 30 Hersteller arbeiten unter der Schirmherrschaft des Kulturvereins in Dobrovnik. Die Ostereiausstellung, die von der Petöfi Sándor Kultur- und Künstlervereinigung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umwelt und Tourismus, der ungarischen Selbstverwaltungsnationalgemeinschaft Dobrovnik und der Gemeinde Dobrovnik seit 1998 vorbereitet wird, ist eine echte Augenweide einen Besuch wert.

Elizabeta Urisk aus Dobrovnik (1942 - 2020)

Elizabeta Urisk wurde am 19. November 1942 in einem Dorf an der Grenze zu Ungarn in Kamovci / Kámaháza geboren. Sie hat ihr Berufsleben dem Unterrichten von Kindern gewidmet und war auch Direktorin von DOŠ Dobrovnik. Das Herstellen der Ostereier beherrschten auch ihre Eltern. Die Mutter, die aus Ungarn stammte, stellte die Ostereier in der Batik-Technik her, und der Vater in der Kratztechnik. Schöne Erinnerungen an Oster-Feiertage und die Herstellung von Ostereiern ermutigten sie, die Ostereier in der alten Technik herzustellen und dieses Kulturerbe zu erforschen. 2007 hatte sie ihre erste Einzelausstellung im Banffy Center in Lendava. Elizabeta beschäftigte sich mit den Mustern auf den im Museum aufbewahrten Ostereiern und suchte nach Mustern in der Umgebung von Lendava und Dobrovnik, auch in Dörfern in der Region Hetés*, aus der auch ihre Mutter abstammte. Die alten Muster so wie ihre eigenen Kreationen hat sie im Jahr 2017 in einem Buch mit dem Titel Herstellung von Ostereiern in der Batik Technik In Prekmurje herausgegeben. In dem Buch teilt sie mit den Lesern Kindheitserinnerungen, die mit dem Herstellen von Ostereiern zusammenhängen. Sie besuchte die Hersteller und schrieb ihre Geschichten auf, wodurch ein wichtiger Teil dieser Volkskunst erhalten blieb. Sie beschrieb detailliert den Prozess der Herstellung der Ostereier in der Batik-Technik in der Vergangenheit und heute. Im Jahr 2015 wurde Elizabeta Urisk als Herstellerin von Ostereiern von Prekmurje im Register des lebendigen Kulturerbes eingetragen. Zuvor erhielt sie im Jahr 2006 den Titel einer Volkskünstlerin, der in Ungarn verliehen wird.

Region Hetés* ist eine historische Region in Slowenien und Ungarn, zu der heute in Slowenien einigen Dörfer in der Gemeinde Lendava zählen.


Elizabeta Urisk im Schloss Grad, 2007   S. Dešnik 

Ihre Hingabe für die Wiederbelebung der alten Volkskunst des Eierdekorieren, hatte während der Jahre der Gründung des Naturparks Goričko (2002-2003) grosse Bedeutung. Sie beeinflusste strak auch andere und bewegte sie dazu ihr handwerkliches Wissen zu bewahren. In vielen Workshops gab sie ihr Wissen an junge und ältere Schüler weiter. Im Jahr 2012 erhielt sie das Recht zu Nutzung der Kollektivmarke Naturpark Goričko. Elizabeta Urisk stellte die Ostereier nicht nur in Batik-Technik her. Sie hat sich weitergebildet und neue Techniken wie Ätzen oder Auslochen gelernt. Ihr Wissen hat sie auch an ihren Enkelinnen weitergegeben und damit diese Volkskunst für spätere Generationen in der Familie bewahrt.

Eva Tivadar aus Kamovci 

Eva Tivadar aus Kamovci ist eine vielseitige Künstlerin. Bei ihrer Großmutter Irena Molnar aus Kamovci, hat sie die Herstellung der Ostereier in der Batik-Technik kennengelernt. Sie stellte monochromatische rote, blaue, grüne und lila Ostereier her und färbte sie mit Textilfarben.  Eva begann sie in den 1990er Jahren herzustellen und ihre Mutter Irena Tivadar brachte ihr die Techniken bei. Sie stellt einfarbige und zweifarbige rot-schwarze Ostereier und sogenannte hethitische Ostereier in der charakteristischen roten und blauen Farbe, auf die sie Muster hethitischer Stickereien aufträgt. Sie verwendet Muster, die bereits von ihrer Großmutter abgebildet wurden: Buborkaš (Gurkenmuster), Molnaroš (Mühlenmuster), Cicokaš (Muster mit Weidenkätzchen), Ibojaš (Muster mit Veilchen), Bujtatatoš (Muster der Netzstickerei, charakteristisches Merkmal der historischen Region Hetés). Ihre Produkte tragen das Zertifikat Art & Craft Slovenia. Ihre dekorierten Eier werden in einer Dauerausstellung in der Galerie - Museum Lendava ausgestellt. Sie überträgt ihr Wissen in vielen praktischen Workshops für Schulen und verschiedene Verbände. Als Lehrerin fertigt sie im Bastelunterricht der Schule auch Ostereier in Batik-Technik an. Als Vertreterin der ungarischen Gemeinschaft in Slowenien nahm sie an ungarischen Handwerkerschulungen für Lehrer ungarischer Staatsangehörigkeit teil, wo sie den Titel einer Volkshandwerkerin erhielt. Ihre Ostereier werden im Zollhaus (Hagyományok Háza) in Budapest ausgestellt. Quelle: Mateja Huber (2014) Beschreibung des Inhabers der Heritage Unit Produktion von Prekmurje-Bändern

 
Die alten Muster: 1 Buborkas (Gurkenmuster) 2 Ibolyas (Muster mit Veilchen) 3 Molnaros ( Mühlenmuster) 4 Bujtatatoš (Muster der Netzstickerei, charakteristisches Merkmal der historischen Region Hetés), hergestellt von Eva Tivadar 2021

Eva verwendet verschiedene Muster bei der Herstellung der Ostereier, Muster der Netzstickerei, Tulpenblumen und spielt mit Farben und Mustern. Sie ist eine wahre Volkskünstlerin, die ihr handwerkliches Wissen ständig erweitert. Sie trägt einen wichtigen Teil zur Erhaltung dieser Volkskunst bei.


Die zerbrechlichen Schätze aus der Truhe der Volkskunst   E. Tivadar